Hanoi-Vatikanstadt, 20.2.09 (KAP) Der Heilige Stuhl und Vietnam verhandeln offensichtlich über die Aufnahme voller diplomatischer Beziehungen. Der stellvertretende vatikanische "Außenminister", Prälat Pietro Parolin, hält sich derzeit mit einer Delegation in Hanoi auf. Internationale Nachrichtenagenturen berichteten, Parolin habe in der vietnamesischen Hauptstadt auch den Wunsch des Papstes nach einem Besuch des südostasiatischen Landes deponiert.

Die Katholiken stellen in Vietnam rund zehn Prozent der Bevölkerung. Nach den Philippinen und Südkorea ist Vietnam das am stärksten christlich geprägte ostasiatische Land. In der Haltung der kommunistischen Regierung zur katholischen Kirche war in den letzten Jahren eine zunehmende Entspannung festzustellen; allerdings ist die Ernennung von Bischöfen nach wie vor von Tauziehen begleitet, auch wird die Zahl der Priesteramtskandidaten limitiert. Zudem ist es in den letzten Monaten zu dramatischen Auseinandersetzungen um hochwertige Grundstücke in bester Innenstadtlage in Hanoi gekommen, die früher in kirchlichem Besitz waren (es handelte sich um die Gebäude der einstigen Apostolischen Delegatur sowie um das Redemptoristenkloster).

In der wichtigsten Zeitung von Hanoi ("Ha Noi Moi") schilderte der Leiter des Regierungsbüros für die religiösen Angelegenheiten, Nguyen The Doan, in einem Interview aus Anlass des Besuches der vatikanischen Delegation die Entwicklung der Beziehungen zwischen dem Heiligen Stuhl und Vietnam. In dem Interview wird zwar weder direkt noch indirekt auf die Aufnahme diplomatischer Beziehungen Bezug genommen, der Regierungsfunktionär betonte aber die Notwendigkeit, den vatikanisch-vietnamesischen Beziehungen einen neuen "Anstoß" ("impulsion"/"thuc day") zu geben. Nguyen The Doan zog zugleich eine positive Zwischenbilanz der bisher 17 Verhandlungsrunden zwischen dem Vatikan und Hanoi seit 1990.