Gewalt nach Massenprotest gegen Abriss der Nuntiatur in Vietnam (tiếng Đức)
(Bạo động sau cuộc biểu tình đông đảo chống lại đập phá Tòa Khâm Sứ ở Việt Nam)

Hanoi, 22.9.08 (Kipa) In der grössten Demonstration in Hanoi seit 1954 haben mehr als 10.000 vietnamesische Katholiken gegen den geplanten Abriss der früheren Apostolischen Nuntiatur protestiert. Sie errichteten auf offener Strasse einen Altar, um mit Gebeten gegen Pläne der Behörden zu demonstrieren, auf dem Gelände einen Park und eine Bücherei zu errichten. Angeführt wurde der Protestmarsch von Priestern und Bischöfen, wie asiatische Medien am Montag, 22. September, berichteten.

Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) griffen unterdessen in der Nacht zum Montag rund 500 Polizisten sowie kommunistische Jugendliche katholische Demonstranten an. Dabei seien Katholiken geschlagen, Priester bespuckt und religiöse Gegenstände zerstört worden, berichtete IGFM unter Berufung auf Augenzeugen. Eine Gruppe jugendlicher Kommunisten habe die Tötung von Hanois Erzbischof Ngo Quang Kiet gefordert.

Die Übergriffe ereigneten sich der Menschenrechtsorganisation zufolge in der Gemeinde Thai Ha in Hanoi, wo sich seit Wochen ein weiterer Landstreit mit den Behörden abspielt. Tausende Mitglieder demonstrieren dort für die Rückgabe von Land, das dem Redemptoristenorden bis zur Enteignung durch die Kommunisten gehörte. Nach Angaben der IGFM umzingelten in der Nacht Polizisten und Jungkommunisten das Kloster. Einige hätten skandiert: "Tötet Erzbischof Kiet und Abt Phung."

Vietnamesische Medien feierten den Beginn der Abrissarbeiten an der Nuntiatur als einen Sieg. Die Erzdiözese Hanoi kämpfte seit gut einem Jahr um die Rückgabe des von den kommunistischen Machthabern enteigneten Grundstücks. Zeitweilig hatte es nach einem Einlenken der Regierung ausgesehen.

Zum Wochenende wurde das Gelände der ehemaligen Vatikanbotschaft im Zentrum Hanois dann aber mit Stacheldraht abgeriegelt und von schwer bewaffneten Polizeieinheiten und Hundestaffeln besetzt. Vergeblich versuchte Erzbischof Kiet in einem Vier-Augen-Gespräch mit dem Vorsitzenden des "Hanoi-Volkskomitees", die Behörden in letzter Minute von ihrem Vorhaben abzubringen.