Vietnam: Mutige Christen unter dem Knüppel (tiếng Đức)
(Viêt Nam: Người Kitô hữu can đảm dưới đòn dùi cui)

http://www.jesus.ch/index.php/D/article/369-Asien/43970-Vietnam:_Mutige_Christen_unter_dem_Knueppel/#0

Datum: 25.09.2008

Das kommunistische Regime Vietnams geht unvermindert brutal gegen Christen vor, die der Unterdrückung Widerstand entgegensetzen und Rechte einfordern: Ältere Menschen werden verprügelt, Priester bespuckt. Der Hotspot ist derzeit Hanoi, wo Katholiken seit neun Monaten die Rückgabe konfiszierten Kircheneigentums fordern.

Rund 500 Polizisten und militante Mitglieder des kommunistischen Jugendverbandes Ho Chi Minh griffen in der Nacht auf den 22. September Katholiken an, die in der Hauptstadt für die Rückgabe des Kircheneigentums demonstrierten. Nach Informationen der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) wurden bei der Gewaltaktion religiöse Bilder, Altäre, Statuen und Kreuze zerstört, ältere Katholiken zusammengeschlagen und Priester bespuckt.

Überrumpelt

Gegen den Willen der Katholischen Kirche Vietnams hatten vietnamesische Behörden in Hanoi bereits am 19. September mit Umbaumassnahmen auf dem Gelände der ehemaligen Nuntiatur begonnen, wo eine öffentliche Bibliothek und ein Park entstehen sollen. Tag und Nacht arbeiten die Baumaschinen auf dem Gelände, so dass am Sonntagnachmittag die Grundarbeit bereits abgeschlossen war und die Kirche vor vollendete Tatsachen gestellt wurde. Erzbischof Ngo Quang Kiet war völlig überrascht von dieser Aktion, weil seine Kirche sich seit Anfang Februar 2008 unter Vermittlung des Vatikans in Verhandlungen mit der Regierung befindet.

Die Lage hatte sich zuvor zugespitzt, als die Behörden der Kirchenleitung mit Strafanzeigen drohten, acht Katholiken inhaftiert und die Zugänge des Bischofssitzes versperrt wurden. Die IGFM hat die Gewalt gegen die Katholiken in Hanoi verurteilt und Vietnam aufgerufen, das Recht auf Religionsfreiheit einzuhalten. Durch Dialog mit der katholischen Kirche soll das kommunistische Regime den Dauerkonflikt um das Kircheneigentum lösen.

Das Protestpotenzial von Gebetsstunden

Seit Jahren fordert die Katholische Kirche in Vietnam die Rückgabe des Kirchengeländes in Thai Ha und der ehemaligen Nuntiatur in Hanoi, die in den 1960er Jahren von der kommunistischen Regierung enteignet wurden. Ihre Vertreter betonen, dass man nur solche konfiszierten Grundstücke und Gebäude zurückfordere, die momentan nicht für gemeinnützige, sondern für kommerzielle Zwecke benutzt würden.

Tausende protestieren in der Hauptstadt - täglich

In der Weihnachtszeit 2007 trat die Auseinandersetzung in eine neue Phase. Seither versammelten sich täglich bis zu zehntausend Katholiken auf zwei umstrittenen Geländen in Hanoi, um der Rückgabeforderung ihres Erzbischofs Ngo Quang Kiet Nachdruck zu verleihen. Mit ihren friedlichen gemeinsamen Gebetsstunden glaubten die Katholiken, eine Versammlungsform gefunden zu haben, die mit den streng reglementierten Versammlungs- und Religionsgesetzen in dem kommunistischen Land konform sei.

Angriff um Mitternacht

Um Mitternacht am 21. September griffen rund 500 Polizisten und militante Mitglieder des kommunistischen "Ho Chi Minh-Jugendverbands" das Kloster des Redemptoristen-Ordens in Thai Ha an. Augenzeugen zufolge umzingelte eine Gruppe das Kloster und skandierte "Tötet Erzbischof Kiet und Pater Phung (Abt)". Die Redemptoristen fühlten sich bedroht und verbarrikadierten sich im Kloster. Eine andere Gruppe zerstörte Zelte, Altäre, religiöse Bilder, Statuen und Kreuze auf dem benachbarten Gelände, wo die Katholiken seit neun Monaten ausharrten.

Ältere Katholiken, die das Gelände nachts überwachten, wurden brutal zusammengeschlagen. Die Priester riefen die Gläubigen auf, die Mahnwache aufzulösen, um eine weitere Konfrontation zu vermeiden. Am Abend davor hatten die militanten Jugendlichen bereits die Priester beschimpft, angespuckt und mit Handgreiflichkeit provoziert. Am frühen Montagmorgen gegen 4 Uhr Ortszeit hatte die Polizei ihre Aktion in Thai Ha weitgehend abgeschlossen. Dort herrscht jetzt eine bedrückte Ruhe.

Machtloser Vatikan?

Von Mitte Dezember 2007 bis Ende Januar 2008 hatten sich täglich mehrere Katholiken in Hanoi auf dem Nuntiatur-Gelände zum gemeinsamen Gebet versammelt. Ende Januar rief der Vatikan die Katholische Kirche Vietnams auf, dem Weg des Dialogs zu folgen und ihn nicht durch Versammlungen stören zu lassen. Die Katholiken stellten damals ihre Mahnwache ein im Glauben, dass die ehemalige Nuntiatur im Rahmen der stillen Diplomatie zurückgegeben würde. Nachdem der Erzbischof Anfang September 2008 öffentlich zugab, dass der Dialog um die Nuntiatur seit acht Monaten stockte, gab es gelegentlich wieder grosse Versammlungen vor der Nuntiatur.

Am 21. September meldete die staatliche Presse in Vietnam, dass das Volkskomitee von Hanoi in einem Schreiben den Erzbischof offiziell ermahnt habe. Falls er seine gesetzwidrigen Aktivitäten nicht einstellen sollte, würde er strafrechtlich belangt. In dem Schreiben wurde der Erzbischof wegen seiner Interviews, seiner Schreiben in ausländischen Medien, der Besuche in Thai Ha und seiner Petition an die Staatsführung angegriffen.

Quelle: IGFM, Bearbeitung Livenet, Bilder: Vietcatholic.net

jesus.ch