Hanoi, 10.9.08 (KAP) In der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi spitzt sich der Konflikt zwischen Kirche und Behörden um die Rückgabe des Grundbesitzes der Redemptoristenpfarre Notre-Dame-de-Thai Ha weiter zu. Wie die Website "Vietcatholic.net" am Mittwoch berichtete, werfen staatliche Medien Erzbischof Joseph Ngo Quang Kiet vor, Drahtzieher katholischer Demonstrationen in Hanoi zu sein. Es gebe auch die Androhung "extremer Aktionen" gegen die Proteste.

Seit Wochen demonstrieren Tausende Katholiken in Hanoi für die Rückgabe des Grund- und Immobilienbesitzes der Redemptoristen. Die Kirche wirft den staatlichen Medien rufschädigende Berichterstattung vor. Als jüngsten Vorfall nennt "Vietcatholic.net" den Auftritt von zwei angeblichen katholischen Priestern im staatlichen Fernsehen, die sich gegen die Demonstrationen und die Landrückgabe ausgesprochen hatten.

Die Erzdiözese Hanoi stellte klar, dass die Männer keine Priester sind und wahrscheinlich von der Regierung beauftragt wurden. Bereits Ende August hatte die Erzdiözese die Manipulationen der Öffentlichkeit durch die Medien kritisiert.

Der Konflikt betrifft ein Grundstück in der Hauptstadt Hanoi, das vom Redemptoristenorden 1928 gekauft wurde. Als die Trikolore 1954 in Hanoi eingeholt wurde und der "Vietminh" die Macht übernahm, wurde der größte Teil der Priester und Ordensleute eingesperrt oder deportiert. Nur P. Joseph Vu entging der kommunistischen Verhaftungswelle und blieb als Verwalter des Grundstückes zurück, auf dem ein Kloster und eine Pfarre stehen. Die lokalen Machthaber besetzten Schritt für Schritt das Grundstück.

In den letzten Jahren sind die Redemptoristen zurückgekehrt, sie haben das Kloster wiederbesiedelt und betreuen die angeschlossene Pfarre. Die staatlichen Behörden behaupten, dass die Patres das Kloster zu Unrecht bewohnen, da das Grundstück durch "Schenkung" von P. Joseph Vu seit Jahrzehnten in Staatsbesitz übergangen sei. Der bejahrte Ordensmann versicherte wiederholt, nie eine solche Schenkung ausgesprochen zu haben. Laut Ordensangaben wäre ein solcher Vorgang ohnehin rechtlich ungültig, da laut Kirchenrecht allein der zuständige Bischof dazu befugt gewesen wäre. Bereits am 19. August verhinderten Tausende Katholiken durch ihre Anwesenheit die Zerstörung von Kreuzen und Marienfiguren auf dem Grundstück. (ende)