Die Anwälte waren wegen „Propaganda gegen den sozialistischen Staat Vietnam“ zu vier bzw. drei Jahren Haft verurteilt worden; jetzt wurde ihre Haft verschärft, machen Menschenrechtler aufmerksam.

Thanh Hoa - Frankfurt (www.kath.net / igfm) Als deutliche Haftverschärfung mit Isolierungsabsicht stuft die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) die am 3. Januar 2008 erfolgte Verlegung der beiden christlichen Rechtsanwälte Nguyen Van Dai und Le Thi Cong Nhan in Provinzlager weit außerhalb von Hanoi ein.

Rechtsanwalt Dai befindet sich in dem „Lager Ba Sao“ in der Provinz Ha Nam (100 km von Hanoi) und Rechtsanwältin Cong Nhan in dem „Lager Nr. 5“ der Provinz Thanh Hoa (200 km von Hanoi).

Im Berufungsverfahren im November 2007 waren die beiden christlichen Rechtsanwälte wegen „Propaganda gegen den sozialistischen Staat Vietnam“ zu vier Jahren bzw. drei Jahren Haft mit anschließendem vier- bzw. dreijährigem Hausarrest verurteilt worden.

Durch die Verlegung ist es den Familien nicht mehr möglich, sie einmal wöchentlich mit Lebensmitteln zu versorgen und einmal monatlich zu besuchen, aber auch der Zugang internationaler Prozessbeobachter und der Presse ist damit ungemein erschwert worden.

Am frühen Morgen des 3. Januar 2008 wurden die beiden Rechtsanwälte aus Hanoi abtransportiert. Die Rechtsanwältin Le Thi Cong Nhan, die durch einen sechstägigen Hungerstreik sehr geschwächt ist, war nach Aussagen ihrer Mutter nicht verlegungsfähig.

Cong Nhan hatte mit dem Hungerstreik gegen die schlechte Versorgung in der Hanoier U-Haft protestiert, die zum Durchfall mehrerer Mitgefangenen geführt hatte, und gegen die feindliche Stimmung gegen sie, die durch die Wärter angestiftet wurde.

Sie teilte ihrer Mutter bei dem ersten Besuch im neuen Gefängnis am 7. Januar 2008 mit, dass sie während des Transports ohnmächtig geworden war. Nachdem man ihre Bibel bei der Ankunft im Lager 5 beschlagnahmt hatte, setzte sie ihren Hungerstreik auch im neuen Gefängnis fort.

Nach Aussagen der Gefängnisverwaltung sei der Besitz von religiösen Schriften im Gefängnis nicht erlaubt. Die Bibel wurde ihr von dem Vorsitzenden der US Kommission für Internationale Religionsfreiheit (USCIRF) persönlich ausgehändigt, als er sie im November 2007 im Gefängnis in Hanoi besuchen konnte.

Die Haftbedingungen im Lager Nr. 5 sind laut Aussagen von Le Thi Cong Nhans Mutter miserabel. Politische Gefangene werden danach zusammen mit Kriminellen in einem Großraum untergebracht. Jeder Gefangener habe einen 2,2m x 0,8m großen Platz auf dem Schlafbank.

Es gebe kein fließendes Wasser in diesem Lager. Wasser müsse jeder vom Brunnen holen. Frauen haben keinen geschlossenen Baderaum und müssen sich daher im Freien – auch im Winter - waschen.

Nguyen Van Dai befindet sich in dem nordvietnamesischen Lager Ba Sao, Provinz Nam Ha, wo auch der katholische Priester Nguyen Van Ly und zahlreiche ethnische Montagnards aus dem Süden einsitzen.